Die 70er-Jahre stellten den bisherigen Höhepunkt der geheimdienstlichen Tätigkeiten von Scientology dar. Jeder und alles, der bzw. das sich Scientology in irgendeiner Form in den Weg stellte, kam sofort ins Fadenkreuz des Psychokonzerns.

Politiker waren dabei neben Journalisten und Richtern ein Lieblingsziel von Scientology. Einer war der Florida-Abgeordnete Frank Williams (Foto) und es ging um einen Gesetzesvorschlag hinsichtlich der psychologischen Praxis, was Scientology naturgemäß auf den Plan bringt.

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In der Operation Orange Juice ging man ziemlich spezifisch darauf ein …

Aber es konnte auch einen Karikaturisten erwischen, wie es es Jim Barry passierte, der sich bei Scientology keine Freunde machte und deshalb mit der Operation Funny Bones ausgezeichnet wurde. L. Ron Hubbard persönlich soll die Anordnung gegeben haben, diesen unschädlich zu machen bzw. zu zerstören.

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Mit der Operation Bunny Bust wurde beispielsweise wiederum versucht, dem Journalisten B. Orsini, der für die St. Peterburg Times (nunmehr Tampa Bay Times) schrieb, an den Karren zu fahren. Operation Fickle richtete sich dann gleich an den Herausgeber der Times, Eugene Petterson. Neben einer Unzahl anderer Operations – die englischsprachige Wikimedia bietet eine Auflistung, hier zu finden – war es aber dann eine Operation, die das Fass sozusagen zum Überlaufen brachte und insgesamt 11 (9 in den USA, 2 in Großbritannien) Scientology-Geheimdienstmitarbeiter vor den Richter: Operation Snow White.

Am Beginn kommentarlos das entsprechende Programm von L. Ron Hubbard …

Frank Nordhausen beschrieb das Szenario in seinem Buch Scientology: Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will vortrefflich: In Washington standen 1979 neun hohe Scientology-Funktionäre vor Gericht. Obenan Mary Sue Hubbard, die Ehefrau des Sektengurus, damals 48 Jahre alt. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautete auf Einbruch in Regierungsgebäude, Diebstahl von Dokumenten und Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten – nach deutschem Recht vergleichbar der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Indem die Angeklagten ein umfassendes Geständnis ablegten, umgingen sie ein öffentliches Strafverfahren. Am 26. Oktober 1979 fällten die Richter ihr Urteil, und es lautete: schuldig. Sie folgten der Begründung der Staatsanwaltschaft, in der es hieß: ‚Die dem Gericht vorgelegten Beweise zeugen von haarsträubenden Verbrechen gegen private und öffentliche Institutionen sowie Einzelpersonen. Unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit haben die Scientology-Funktionäre alle Regeln der menschlichen Gesellschaft mit Füßen getreten.‘ Die insgesamt elf Angeklagten, alles Top-Scientologen, erhielten teilweise lange Haftstrafen. Mary Sue Hubbard, die Leiterin der Operation, wanderte für fünf Jahre ins Gefängnis. Die ‚Nummer drei‘ von Scientology, Jane Kember, und ein weiterer Angeklagter hielten sich in Großbritannien auf, wurden später ausgeliefert und separat verurteilt. Hubbard selbst sowie 24 weitere Scientology-Anhänger wurden von der Staatsanwaltschaft als ‚nicht angeklagte Mitverschwörer‘ bezeichnet. Die Affäre gilt seither als der größte Spionagefall in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Trotz der Schuldbekenntnisse behauptet Scientology noch immer, die Razzia sei verfassungswidrig und ein ‚faschistisches Treiben‘ gewesen.

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Alles an dieser Geschichte klingt wie aus einem Agententhriller. 1976 hatten FBI-Beamte zwei Offiziere des Guardian’s’s Office mit falschen Papieren nachts im hochgesicherten US-Justizministerium in Washington aufgegriffen. Sofort wurden Ermittlungen eingeleitet, die auf die Spur eines ausgedehnten Spionagerings führten. Entscheidende Hinweise bekam das FBI von einem der beiden Scientology-Agenten, dessen Spur die Beamten zunächst verloren

hatten, mit Namen Michael Meisner. Er hatte begonnen, sich von der Sekte zu lösen, und war für eine Weile untergetaucht, was ihn in den Augen der Scientology-Führung zum Sicherheitsrisiko werden ließ. Er wurde von Agenten des Guardian’s’s Office gekidnappt und mehrere Monate gefangen gehalten, bis ihm die Flucht glückte. Mary Sue Hubbard gab einen unmissverständlichen Ratschlag, wie mit ihm zu verfahren sei: ‚Offen gesagt, ich würde nicht Ressourcen … vergeuden, um ihn zu suchen, ich würde stattdessen Gebrauch von Ressourcen machen, um einen Weg zu finden, ihn unschädlich zu machen, sollte er zum Verräter werden.‘

Aber es war schon zu spät. Nachdem er ein Jahr lang auf der Flucht gewesen war, entschloss sich der Abtrünnige, mit dem FBI zu kooperieren. Meisner erklärte, dass Scientology 1974 einen großen Angriff auf amerikanische Regierungsbehörden gestartet habe, von denen sie eine Untersuchung der ‚Kirche‘ befürchtete. Er selbst habe den Spionagering in Washington geleitet. Gemeinsam mit dem Agenten Gerald Wolfe, Deckname Silver, sei er in Büros der Steuerfahndung IRS eingebrochen und habe dort in der Fotoabteilung falsche Ausweispapiere als Mitarbeiter der Regierung hergestellt. Mit deren Hilfe seien sie in verschiedene Behörden gegangen, um sich liegengelassene Schlüssel anzueignen und nachzumachen, Schlösser zu knacken sowie Akten zu stehlen und zu kopieren. Von Meisner hörten die FBI-Agenten erstmals das Codewort der Geheimoperation: Snow White (Schneewittchen).

Die amerikanische Bundespolizei setzte alle Hebel in Bewegung und konnte dank Meisner’s Aussagen zum Gegenangriff übergehen. Am 8. Juli 1977 durchsuchten 134 FBI-Beamte in einer Großrazzia die Scientology-Filialen in Los Angeles und Washington. Sie fanden Dietriche, Pistolen, Munition, K.-o.-Tropfen, Totschläger, Wanzen und andere Abhörgeräte sowie interne Anweisungen der ‚Kirche‘ zur Geldwäsche und Erpressung, zur Beschattung und zum Ausspionieren von Feinden. Sie stellten 48149 Dokumente mit belastendem Material sicher, Beweise für ein erstaunliches Spionagesystem mit zahlreichen Operationen gegen Einzelpersonen und Behörden. In einer Dienststelle des Justizministeriums arbeitete ein eingeschleuster Scientology-Spitzel in einem abgesicherten Tresorraum, in dem als ‚streng geheim‘ klassifizierte Unterlagen der CIA und des Verteidigungsministeriums aufbewahrt wurden.

Speziell ausgebildete Sektenjünger drangen nachts und an Wochenenden in Amtsräume ein und durchforsteten dabei sogar das Büro des stellvertretenden Justizministers. Im Kern ging es den Scientologen darum, negative Berichte und Beweise gegen ihre Church aus staatlichen Archiven zu beseitigen, behörden- und regierungsinterne Unterlagen über alle laufenden Gerichtsprozesse und sonstige Untersuchungen gegen die Sekte zu beschaffen sowie ‚Akten von Polizei und Interpol, sofern sie das Schneewittchen-Programm unterstützen können‘. Das Ziel der Operation Schneewittchen war es, regierungsamtliche Untersuchungen der Sekte zu sabotieren und die Steuerbefreiung von Scientology als gemeinnützige Organisation durchzusetzen.

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Die Operation Snow White war die große Stunde des Guardian’s’s Office, abgekürzt GO, des größten privaten Geheimdienstes der Welt. Hubbard hatte seinen Dienst einmal als Propaganda- und Sicherheitsministerium von Scientology bezeichnet und ihm ‚lebenswichtige Ziele‘ zugewiesen, ‚für die wir den größten Teil unserer Zeit aufwenden müssen‘. Der Plan las sich wie eine Anleitung zum Staatsstreich: ‚Ziel 1) Kleinmachen des Feindes bis zum Punkt totaler Vernichtung. Ziel 2) Übernahme der Kontrolle oder Erlangen der Ergebenheit der Chefs oder Eigentümer aller Nachrichtenmedien. Ziel 3) Übernahme der Kontrolle oder Erlangen der Ergebenheit der wichtigsten Politiker. Ziel 4) Übernahme der Kontrolle oder Erlangen der Ergebenheit der wichtigsten internationalen Finanzaufseher.‘

Dass dies keine leeren Worte waren, bewies nichts so gut wie das Schneewittchen-Programm, in dessen Verlauf laut einem GO-Report 136 Institutionen infiltriert werden sollten, darunter nicht nur FBI, NSA, CIA, DIA, FDA und IRS, sondern auch die US Army, die US Navy, die US-Post, zahlreiche psychiatrische Verbände und Kliniken. Einige wurden in dem Dokument mit dem Wort ‚erledigt‘ markiert: der IRS, die DEA, die Küstenwache und das Arbeitsministerium. Erfolgreich infiltriert wurden die American Medical Association, die American Psychiatric Association, die American Psychological Association und einige Antisektengruppen.

David Miscavige behauptete später, dass das Guardian’s Office jede einzelne Org unter seiner Kontrolle und 1.100 feste sowie eine ungenannte Zahl freier Mitarbeiter gehabt habe. Angeblich gab es weltweit etwa 25 Niederlassungen, allein in Los Angeles sollen 200 Leute beschäftigt gewesen sein, in Deutschland existierte ein Ableger seit 1972 in München, der vier Jahre später 30 Mitarbeiter hatte. …

Als das Komplott aufflog, wurde die Schlagkraft von Hubbards privater CIA plötzlich allgemein sichtbar – ein Schock für die Öffentlichkeit, aber auch für die amerikanische Regierung. Die vom FBI 1977 beschlagnahmten Dokumente zeigten laut dem Urteilsspruch des Gerichts ‚das unglaubliche und dramatische Ausmaß des kriminellen Gebarens der Angeklagten und der Organisation, die sie leiteten‘. Sie sind bis heute der unumstößliche Beweis, dass Hubbards Anordnungen von seinem Geheimdienst konsequent und wortwörtlich in die Tat umgesetzt wurden. Verglichen damit, wie die USA seit dem September 2001 mit terroristischen Vereinigungen umgehen, erhielten seine Agenten damals recht milde Strafen. Verantwortlich für die Operationen war Mary Sue Hubbard, die Leiterin des Guardian’s Office, ‚doch es war undenkbar, dass sie lediglich aus eigener Initiative handelte und den Fortschritt nicht mit ihrem Mann diskutierte‘, schreibt Hubbards Biograph Russell Miller.

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Auch die Richter hatten keine Zweifel, dass die Aktionen des Guardian’s Office durch Hubbard gedeckt worden waren und dass die Behauptung der Verteidigung im Prozess, ‚die Politik der Church verbiete jede illegale Aktivität ihrer Mitglieder und Mitarbeiter, total unbegründet und falsch ist‘.Eine ähnliche, nicht ganz so umfangreiche Operation führte das GO gleichzeitig in der kanadischen Provinz Ontario durch, wo seine Agenten so viele Dokumente stahlen, dass man 40 Aktenschränke damit hätte füllen können. Wegen der Infiltration von Polizeistationen und Justizbehörden wurden 1992 in Toronto eine Reihe von Scientologen, aber auch die Scientology-Organisation verurteilt. Auch dort stellte der Richter fest, dass ‚das Guardian’s Office der Kontrolle des Gründers L. Ron Hubbard und seiner Frau Mary Sue Hubbard unterstand‘.

Trotzdem oder deswegen versuchten die Scientology-Führer, während des ‚Schneewittchen‘-Skandals und in seiner Folge sämtliche Hinweise auf die Verwicklung ihres Commodore in die Aktivitäten des Office zu tilgen. Akten wurden gesäubert, eidesstattliche Erklärungen abgegeben, Zeugen versteckt. Doch war es unmöglich, alle schriftlichen Zeugnisse der Vorgeschichte wieder ‚zurückzuholen‘. Auch blieben einige Texte und Vorträge des Meisters in Kraft, die eindeutig belegen, dass er der Gründer des Geheimdienstes und für dessen Handlungen verantwortlich war. Er hatte auch die Struktur des Dienstes eigenhändig entworfen. …

Tatsächlich befahl L. Ron Hubbard seinen Jüngern, im Zweifel ausschließlich den Befehlen von Scientology zu folgen: ‘Irgendjemand wird irgendwann sagen: ‚Das ist illegal.‘ Wenn das geschieht, seien Sie gewiss, dass die Orgs Ihnen sagen, was legal ist oder nicht.‘ Es liegt nahe zu vermuten, dass Legalität sich nach dem Grad der Bedrohung von Scientology bemaß. Das jedenfalls hatte der Gründer mehr als einmal zum Ausdruck gebracht: ‚Es gibt wahrscheinlich keine Grenze in Bezug darauf, was ich tun würde, um des Menschen einzigen Weg hinaus zu schützen gegen jene,… die versuchen, Scientology zu stoppen.‘ …

Bei den FBI-Razzien fand sich ein Einsatzbefehl des Guardian’s Office namens The Strike (Der Schlag). Um ‚Informationen auf verdeckter Basis‘ zum Beispiel in einer Behörde zu erhalten, schrieb Hubbard, ‚soll der Agent beim Eindringen die Identität eines Journalisten annehmen, sich eine Geschichte bereitlegen, die plausibel klingt, und im Zielgebiet dann ein Xerox-Gerät suchen – ‚Anmerkung: Es gibt immer die Alternative, die Akte zum Kopieren mit aus dem Gebäude zu nehmen‘. Nach dieser Anweisung handelten offensichtlich die GO-Agenten Meisner und Wolfe, als sie die Akten in der Steuerbehörde IRS in Washington stahlen. Der Einsatzbefehl über ‚Walk-Ins‘ (Einbrüche) behandelte nicht nur den Wohnungseinbruch mit Hilfe einer Kreditkarte, sondern auch das Öffnen aller möglichen Arten von Schlössern und sogar einer verschlossenen Xerox-Maschine. Das Memo Re: Debugging (Entwanzen) gab Hinweise zum Ver- und Entwanzen von Telefonen und erklärte die Abhörtechnik. …

Am 1. November 1974 gelang es den Agenten des scientologischen ‚Schutzbüros‘, die entscheidende Konferenz des obersten IRS-Leiters über das Vorgehen der Behörde gegen Scientology aufzunehmen. Als GO-Agent Duke Snider kurz darauf einen Stapel kürzlich gestohlener Dokumente aus dem IRS [Internal Revenue Service] ankündigte, jubelte der Informationswächter von Scientology, Mo Budlong, am 4. Dezember 1974: ‚Duke, solche Nachrichten erfreuen mein Herz ARC (Stop) Absolut fantastisch ARC Ich kann es kaum erwarten, die Unterlagen zu sehen.‘ Die Dokumente, insgesamt mehr als 30.000 Seiten, hatte der Scientologe Gerald Wolfe gestohlen, der Mann mit dem Decknamen Silver, dem es gelungen war, in der Behörde angestellt zu werden. Die bei den FBJ-Razzien beschlagnahmten Dokumente enthüllten einen großen Teil der Operationen und waren unwiderlegbare Beweise. So wies die oberste Scientology-Sicherheitsbeauftragte Jane Kember ihre Agenten am 21. Oktober 1974 mit einer formellen Guardian’s’s Order (Wächterbefehl) an, den IRS zu infiltrieren: ‚Sofort einen Agenten in die Steuerbehörde (IRS) des District of Columbia hineinschleusen … Sobald die richtigen Bereiche eingegrenzt sind, diese unterwandern und die Akten besorgen.‘ Ein schriftlicher Guardian’s-Office-Befehl zum Einbruch ins Washingtoner Justizministerium vom April 1975 sah vor, auch dort einzudringen und sämtliche Akten über Scientology ‚zu besorgen‘, was laut Staatsanwaltschaft ebenfalls glückte. …

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Was die Feindbekämpfung und Selbsterhaltung anging, war die ‚Operation Schneewittchen‘ bis zu ihrer Entdeckung eine historisch einmalige kriminelle Operation. Dem Sektengeheimdienst gelang es innerhalb von drei Jahren, einen Großteil aller geheimen Informationen, die die Regierung der USA über Scientology besaß, zu beschaffen. Die Gesamtstrategie zielte ausweislich eines Memorandums des Guardian’s Office vom 27. Mai 1975 letztlich immer auf dasselbe Ziel, das Scientology … nie aus den Augen verlieren sollte: ‚Die Anwendung jeder nur möglichen und uns zur Verfügung stehenden Methode, um zu erreichen, dass uns der Status einer gemeinnützigen Gesellschaft zuerkannt wird.‘ Auf Deutsch: Es ging um Hunderte von Millionen Dollar. Die Steuerbefreiung von Scientology rechtfertigte in den Augen L. Ron Hubbards offenbar jedes Mittel.

‚Es ist interessant festzustellen, dass der Gründer ihrer Organisation, der nichtangeklagte Mitverschwörer L. Ron Hubbard, einmal schrieb …, dass ‚wahr ist, was wahr für dich ist‘ und ‚illegal, was gegen Statistiken und Policy verstößt‘ und nicht gemäß Scientology‘s anerkanntem Programm‘, erklärte der US-Bundesanwalt Charles Ruff. ‚So konnten sie mit dem Segen des Gründer-Commodore‘s mutwillig Verbrechen begehen, solange diese im Interesse von Scientology waren. … Die Maßstäbe menschlichen Verhaltens, die in derartigen Praktiken zum Ausdruck kommen, verkörpern nichts Geringeres als die absolute Perversion jedes bekannten ethischen Wertesystems.‘

Nach den Razzien vom August 1977 war dann erst einmal Schluss mit Schneewittchen. Im Oktober 1979 unterschrieben die neun Angeklagten ein Schuldbekenntnis, das den Akten der Anklageschrift beigefügt wurde, und vermieden dadurch eine lange entblößende Verhandlung. Agent Michael Meisner war als Kronzeuge nicht angeklagt worden. Bis zuletzt hatte ein Bataillon von Scientology-Anwälten gehofft, die Freigabe der in den FBI-Razzien beschlagnahmten Dokumente verhindern zu können, doch das Berufungsgericht entschied gegen sie und begann die Unterlagen zu publizieren. Erst ab diesem Zeitpunkt im November 1979 erfuhr die Öffentlichkeit von den schockierenden Details der Operation Snow White.

Den nicht verhafteten Sektenmanagern blieb anschließend nur die Flucht nach vorn. Sie erklärten, dass die kriminellen Taten die Handlungen Einzelner gewesen seien, lösten das Guardian’s Office auf … und behaupteten, dass man sich von der dunklen Vergangenheit getrennt habe. ‚Die neue Strategie hieß deshalb: Was gewesen ist, ist vorbei. Scientology ist reformiert, die Verbrecher sind hinter Gittern‘, resümierte Robert Vaughn Young. Die Church spielte die Ereignisse offiziell herunter, der Schock saß dennoch tief und hatte für die Sekte weltweite Konsequenzen. So warnte etwa der Autor einer geheimen Direktive aus deutschen Scientology-Agentenkreisen noch im Jahr 1983 vor kriminellen Aktionen gegen die Regierung: ‚Einschleusung bei Regierungsstellen: No Way. Niemals, ist illegal und darf niemals gemacht werden oder ins Auge gefasst werden.‘ Schneewittchen, so drückte es Vaughn Young [ein ehemaliges Scientology-Geheimdienst–Mitglied] aus, ‚kam in den Safe – aber nicht in den Reißwolf‘.“

Damit war die Ära der Hubbard’s so gut wie beendet und jene von David Miscavige und dessen Office Of Special Affairs sollte beginnen.

Zur Auflockerung noch ein Film jener Zeit, der nichts mit Operation Snow White zu tun hat – ich nehme an, dass er aus einer britischen Fernsehdokumentation aus den frühen 70er-Jahren stammt …