Neben dem E-Meter („Stresstest“) steht der sogenannte Persönlichkeitstest (auch: OCA – Oxford Capacity Analysis) von Scientology eine der beiden Standard-Betrugswerkzeuge dar, um Menschen für Scientology zu gewinnen. Der Test zielt dabei auf Merkmale der Persönlichkeit ab und versucht im weiteren den Probanden zu verunsichern und ihn dazu zu bewegen, Bücher oder Kurse bei Scientology zu machen.

Geschichtlich betrachtet wurde der Test Mitte der 1950er-Jahre von der Scientologin Julia Salma Lewis entwickelt und hieß anfangs American Personality Analysis. L. Ron Hubbard war nicht zufrieden und Ray Kamp, ein englischer Scientologe, modelte ihn um und taufte ihn Oxford Capacity Analysis, wobei dieser Name der englischen Provinienz Kemps geschuldet war und man mit einer Verwechslung spekulierte. Unabhängig davon wurde er in den Jahren danach weitere Male im Sinne von Scientology „modifiziert“.

Wie die Wikipedia schreibt, wird „der Test von Psychologen, welche im Gesundheitssystem hauptberuflich mit der Konstruktion, Durchführung und Evaluation von Persönlichkeitstests befasst sind, als unwissenschaftlich und sein Einsatz als manipulativ bewertet.“

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Es geht dabei um Persönlichkeitsmerkmale wie stabil-labil, glücklich-depremiert, ausgeglichen-nervös usw. und Scientology versucht, mit 200 Fragen diese „einzugrenzen“ und man muss mit Ja, Nein oder Weiß nicht antworten – wie gesagt rein manipulativ …

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Hier noch ein aktueller TV-Beitrag, der eine relativ milde Variante zeigt, aber sehr wohl, worum es geht … …

Vereinfacht ausgedrückt, geht es bei diesem Test darum, den „persönlichen Ruin von jemandem zu finden“, das was ihn ruiniert. Scientology wird als Ausweg angeboten – und der Proband wird danach tatsächlich ruiniert. Seelisch und finanziell …

Dass dies Alltag ist, zeigt ein geleaktes Mail, in dem eine österreichische Scientologin monierte: „Ich habe X gesagt, dass ich ihn [seinen Bruder] den OCA machen lassen möchte, um ihn zu ruinieren.“

Der extremste Fall geschah nach der „Auswertung“ des OCAs und ereignete sich 2008, als die Norwegerin Kaja Ballo (Foto) diesen Persönlichkeitstest bei Scientology machte. In dessen „Ergebnis“ stellte die Psychotruppe fest, dass sie „an Depressionen litt, unverantwortlich sei, hyperkritisch und jede Harmonie bei ihr vermisst wurde“. Am selben Tag sprang Ballo aus dem vierten Stock des Hauses, wo sie lebte. Sie hinterließ einen Abschiedsbrief, in dem sie festhielt, „für Nichts gut genug gewesen zu sein“.

Blog 5 Kaja Ballo

Ein Mitstudent von Ballo, Henrik Møinichen, dazu: „Wenn sie nicht zu den Scientologen gegangen wäre, würde sie heute noch leben!“

60 Minutes France nahm sich ebenfalls des Themas an (mit englischen Untertiteln) …

Neben der Kontaktierung von Scientology durch Straßenaquisa sind es vor allem die Internetangebote, die gefährlich sind. Dabei versuchen die Scientologen, Menschen dazu zu bewegen, den Test zu machen – und Name, Adresse usw. preiszugeben. Hier eines von vielen Beispielen.

Fazit? Hände ganz weit weg …

Foto: Scientology-Publikation