Scientology bzw. deren Office of Special Affairs (OAS) arbeitet seit dem „Systemwechsel“ in den 80er-Jahren fast ausschließlich mit Anwälten zusammen. Man müsste eigentlich sagen, dass sie diese als Dreh- und Angelpunkt für ihre verdeckten Aktionen nutzen – und bleiben dabei unsichtbar. Wobei unsichtbar eigentlich falsch ist: Sie sind sichtbar, nur dass sie sich hinter ihren Attorneys wunderbar verstecken können.

Ihre wichtigsten Anwälte sind dabei der altbekannte Kendrick Moxon, der schon als nicht angeklagter Mitverschwörer im Fall von Snow White geführt worden war und seitdem bei jeder „Operation“ von OSA irgendwie seine Finger im Spiel hatte …

Blog Geheimdienst 9 Kendrick Moxon Wikipedia

An seiner Seite findet man Helena Kobrin, die mit Moxon eine Kanzlei teilt und dementsprechend als Moxon & Kobrin auftritt …

Blog Geheimdienst 9 Helena Kobrin

In letzter Zeit stärker ins Licht der Öffentlichkeit trat ein weiteres Mitglieder der langjährigen Anwaltsriege von Scientology: Monique Yingling, die auch im Fernsehen ihren „Klienten“ vertritt – machen Sie sich selbst ein Bild …

Bis zu seinem Tod im Februar 2013 gehörte auch Gerald Feffer zur Familie. Er war der Ehemann von Monique Yingling …

Blog Geheimdienst 9 Gerald Feffer Ehemann von Yingling

Wallace Pope residiert in Clearwater, Florida, und nimmt sich dort der Agenden von Scientology an …

Blog Geheimdienst 9 Wallace Pope Johnson Pope

Weniger bekannt ist ein weiterer Anwalt der Psychosekte, aufgelistet vom Business Insider: Gary Soter …

Blog Geheimdienst 9 Gary Soter

Auch beim Fall Scientology vs. Internal Revenue Service (IRS), der mit 1993 der Steuerbefreiung von Scientology endete, waren Anwälte federführend dabei – und wurden dem entsprechend geehrt …

Blog Geheimdienst 9 IRS Scientology Anwälte

Diese und andere Anwälte stellen die Schnittstelle zu den eigentlichen Operationen dar, die wiederum von angeheuerten Privatdetektiven umgesetzt werden. Angeheuert von den Anwälten – und damit ist Scientology zumindest rechtlich betrachtet auf jeden Falle aus dem Schneider.

Wird dann eine Aktion publik, kann sich Scientology als unschuldig darstellen – obwohl ihnen das niemand glaubt. Womit wir bei etwas „Speziellem“ wären: Der Psychokult scheint sich darüber zu freuen, dass keine Anklage folgt, da die Anwälte usw.-, und nimmt dabei den immer größer werdenden Imageschaden in Kauf, da offensichtlich ist, wer dahintersteckt. Das Trauma von 1978 wirkt also noch immer nach und anstatt dringend psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, belässt man es dabei.

Womit wir bei den Privatdetektiven wären, die spätestens seit den 80er-Jahren in jedem Fall, der von Scientology bzw. OSA lanciert wurde, auftauch(t)en. Um drei Beispiele herauszupicken: Der Ex-Polizist Gene Ingram war lange Zeit die Nummer Eins der Privat Investigator’s (PI’s) und der Mann für’s Grobe. Von 1982 bis 2012 war er im „Einsatz“ für Scientology bzw. OSA bzw. deren Anwälten, bevor er sich ins Privatleben zurückzog. Er war ursprünglich vom Polizeidienst suspendiert worden, da er nebenbei ein Bordell leitete und Drogendealern zukünftige Razzien verraten hatte.

Für seinen Dienst bei OSA genügte dieser Leistungsnachweis, den er danach 30 Jahre verrichtete und der ihm am Ende seiner Karriere ein Bar mit dem Namen Happy Ending einbrachte – hier der Blog von Tony Ortega dazu …

Blog Geheimdienst 9 Gene Ingram

Seine Nachfolge soll nach Meldungen, die von Scientology selbstverständlich nicht bestätigt wurden, John Lubow angetreten haben …

Blog Geheimdienst 9 John Lubow

Das Video zeigt einen „Besuch“ von John Lebow im Jahr 2013. Er besuchte Mike Rinder, den ehemaligen Geheimdienstchef von Scientology und mittlerweile kein Freund von David Miscavige mehr …

Die „Tätigkeit“ der PI’s werden eher selten bekannt und es bedarf dann z.B. der Nichtbezahlung ihrer Rechnungen, die Paul Marrick und Greg Arnold dazu brachten, darüber zu sprechen: Sie hatten 24 Jahre lang den ehemaligen Spitzenfunktionär von Scientology, Pat Broeker, auf Schritt und Tritt durch die Welt begleitet. David Miscavige hatte diesen zwar in einem internen Machtkampf ausgebootet, war sich wahrscheinlich aber nicht sicher, ob der nicht doch eines Tages mit „Geheimwissen“ von L. Ron Ron Hubbard aufwarten oder andere Ansprüche stellen würde.

Blog Geheimdienst 9 Paul Marrick and Greg Arnold

Also bezahlte Scientology oder deren Anwälte über all die Jahre rd.12 Millionen Dollar, Marrick und Arnold erstatteten regelmäßig Bericht und fühlten sich schon der Familie zugehörig – samt „Pensionsanspruch“. Doch dann wurde, wie schon gesagt, nicht mehr bezahlt, die beiden gaben Interviews und letztendlich wartete einer der berüchtigten Vergleiche, die mit einem Geldkoffer enden. Seitdem sind die beiden wieder abgetaucht – hier ein Artikel in der Tampa Bay Times und ein weiterer im Underground Bunker

Blog Geheimdienst 9 Dwayne and Daniel Powell
Dwayne Powell (rechts) und sein Sohn Daniel …

Der Privatdetektiv Dwayne Powell und sein Sohn bekamen von ca. November 1913 bis April 2015 10.000 Dollar pro Woche bezahlt, um den Vater von David Miscavige zu „bewachen“. Ron Senior war 2012 aus dem Psychokult ausgestiegen und Sohnemann David hatte nicht den blassesten Schimmer, was dieser vorhatte – frei nach der Devise „Der Schelm denkt, wie er ist“.

Also hefteten sich die Powell’s an seine Fersen, berichteten stündlich an die Detektei Terry Roffler and Associates, die zwischengeschaltet war, bevor eine Verhaftung Powells aus dem 2013 wegen dem Mitführen von zwei Gewehren, 4 Handfeuerwaffen, 2.000 Schuss Munition und einem Schalldämpfer etwas Licht in die Angelegenheit brachte.

Blog Geheimdienst 9 Dwayne Powell New York Daily News

U.a. stellte sich heraus, dass Powell beim beobachteten Ron Miscavige eine Herzattacke vermutete, dies meldete und von David Miscavige die Rückmeldung bekam: „Lasst ihn sterben!“.

Zum Nachlesen ein Artikel in der L.A. Times, ein weiter im Underground Bunker und drei Videos des Polizeiverhörs von Powell, wenn jemand die Details wissen möchte …

Dazu noch die Gerichtsunterlagen …

Anwälte und Privatdetektive, die im Auftrag von Scientology aka OSA unterwegs sind, haben ein klares Ziel vor Augen: Die jeweils ausgemachten Feinde von Scientology entweder zu überwachen, sie z.B. mithilfe eines Meineides lahmzulegen (Berry/Cipriano) und/oder sie zu verklagen. Nachdem sich oft nichts findet, setzt der Psychokult darauf, die Glaubwürdigkeit bzw. Reputation zu zerstören.

In den letzten Jahren sind sehr viele Mitglieder ausgestiegen und haben über ihre Erfahrungen mit Scientology öffentlich gesprochen. Andererseits wurden namhafte Autoren und Medien, sofern sie es nicht ohnehin schon waren, auf das Thema aufmerksam. Als eine „Allzweckwaffe“ verfügt Scientology dabei über ihr Magazin Freedom (Freiheit), das blitzartig einen Meuchelartikel erscheinen lässt  …

Blog Geheimdienst 10 Freedom Magazin Collage

Flankiert wird das Ganze von einer oder mehreren Websites, die wie die berühmten Schwämme nach dem Regen aus dem Boden schießen. Stellvertretend für die mittlerweile unzähligen „Feinde“ von Scientology einige Beispiele – wobei ich die nicht genannten bitten möchten, nicht böse zu sein. 😉 Man kann es als Scientology-Kritiker nämlich berechtigterweise als eine Auszeichnung sehen, vom Psychokult in’s Visier genommen zu werden!

Blog Geheimdienst 9 Lawrence Wright Pinterest

Als 2013 das Buch Going Clear (Im Gefängnis des Glaubens) von Lawrence Wirght erschienen war, hatte sich dieser bereits darauf eingestellt, dass Scientology dagegen vorgehen würde. Rechtlich waren sämtliche Passagen abgesichert, aber OSA versuchte natürlich ihn zu diskreditieren. Und so wurde Freedom aktiviert und eine eigene Website installiert – hier zu finden. Im Übrigen bezeichnete Scientology bzw. deren Anwälte alles falsch und so weiter und so fort.

Alex Gibney, Lawrence Wright

Als Alex Gibney das Buch 2015 in seiner preisgekrönten und gleichnamigen Dokumentation verfilmte, trat er in die Fußstapfen von Wright: Freedomhier zu finden – und Website – hier zu finden.

Blog Geheimdienst 9 Ron Miscavige Salon

2016 fand das Spielchen bei Ron Miscavige sen. in veränderter Form statt: Er bekam nur eine Meuchel-Website . hier zu finden.

Leah Remini hat sich mittlerweile zur Speerspitze gegen Scientology entwickelt und der Psychokult setzt alle Hebeln in Bewegung, um deren Kritik entgegenzuwirken. Auf der üblichen Website – hier zu finden -, versucht der Psychokult zu „argumentieren“. Leah Remini geht derweil u.a. zu Chelsea, einer Netflix-Show …

Scientology aka OSA hat u.a. den Vater von Leah, George Remini, und jeder Menge an Wegbegleitern „aufgeboten“, um seine Tochter zu diskreditieren und ein Studium dieser und auch der anderen lohnt sich durchaus, um die Machart dieser Seiten nachvollziehen zu können.

Dabei verfolgt Scientology ein schlichtes Weltbild: Wer Scientology angreift, muss Verbrechen begangen haben („Where are your Crimes?“), sonst würde er es nicht tun. Also sucht man diese Verbrechen – mit Anwälten, Privatdetektiven und in den vielen „Files“, die Scientology vor allem über die Ex-Scientologen angelegt hatte (PC-File, Ethik-File usw.). Dann werden ehemalige Freunde, Familienmitglieder, die noch bei Scientology sind, um eine Wortspende gebeten, in der diese „bestätigen“, was Scientology hören möchte.

Und das ganze wird dann publiziert – und wenn niemand diesen Schwachsinn kauft, geht Scientology in Phase 2 und versucht zu klagen. Entweder die Person an sich oder einen Aspekt – Devise: „Klagen, wenn PR scheitert“.

Wenn es nichts zu klagen gibt, bekommt Scientology ein Problem – und genau dort stehen wir im Moment: Leah Remini bekam den Television Critics Award und reüssiert gerade mit Season 2 von The Aftermath

TCA Leah Remini

Abschließend noch eine Kleinigkeit, die mir beim Studium der Meuchelseite von Leah Remini aufgefallen ist. Man findet dort selbstverständlich Links zu allen relevanten Scientology-Kritikern – nur einen Namen findet man nicht: Marty Rathbun. Was immer das zu bedeuten hat …

Blog Geheimdienst 9 Leah Remini Scientology

Fotos: Reality Blurred, Wikipedia, YouTube (3), Washington Post, Johnson Pope, Scientology-Publikationen (7), The Underground Bunker (3), Tampa Bay Times, NY Daily, Pinterest, Hollywood Reporter, Salon, Screenshot