Nachdem der Internal Revenue Service (IRS) am 18. Juli 1967 die Steuerbefreiung von Scientology widerrufen hatte, blühten die Verschwörungstheorien von L. Ron Hubbard: „Nach all den Aktionen, die man während der letzten 17 Jahre gegen uns unternommen hat, wollte ich herausfinden, wer uns auf diesem Planeten attackiert. Die Angriffe hatten immer das gleiche Muster. Sie folgten stets den selben Presselinien. Sie benutzten stets denselben Typ von Parlamentariern. … Unsere Feinde auf diesem Planeten setzen sich aus weniger als 12 Personen zusammen. Es sind Mitglieder der Bank von England und anderer hoher Finanzkreise. Sie besitzen und kontrollieren Zeitungsketten und sind seltsamerweise die Direktoren in all den Gruppen für geistige Gesundheit, die auf der Welt gegen uns aufgestanden sind. … Da sie die meisten Goldvorräte kontrollieren, hatten sie sich für ein Programm entschieden, jede Regierung zum Bankrott und somit unter ihre Kontrolle zu bringen, so dass keine Regierung ohne ihre Erlaubnis in der Lage wäre, politisch zu handeln. Der Rest ihres offenkundigen Programms bestand darin, ‚Geistige Gesundheit’ zu benutzen, genauer gesagt psychiatrischen Elektroschock und präfrontale Lobotomie, um jeden politisch anders Denkenden aus dem Weg zu räumen. … Wir sind 1950, ohne an etwas Böses zu denken, in deren Weg und in ein großes Komplott geraten.“

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L. Ron Hubbard, Mitter der 1960er-Jahre …

Der IRS schrieb derweil regelmäßig Steuern und Strafen vor – die von Scientology alle nicht bezahlt bzw. bestritten wurden. Die Summen wurden immer gigantischer, es war letztendlich über eine Milliarde Dollar, die Scientology der Steuerbehörde schuldete. Scientology war in seiner Substanz gefährdet, wenn es die Gelder bezahlen hätte müssen. Mit allen nur erdenklichen Tricks versuchten die Anwälte von Scientology, dies hinauszuzögern – die Erfolglosigkeit dieser Maßnahmen war absehbar.

Mittlerweile hatte David Miscavige die Macht an sich gerissen – und änderte die Strategie. Er war ein gelehriger Schüler Hubbards, der dessen Worte in die Tat umsetzte. Im Handbuch des Rechts hatte Hubbard Ende der 50er-Jahre u.a. folgendes geschrieben: „Wenn Dinge schief laufen und wir nicht schon durch nachrichtendienstliche Tätigkeit wissen, warum, dann verlegen wir uns aufs Untersuchen. Wenn wir es für nötig erachten, jemandem nachzustellen, dann untersuchen wir … Wenn wir untersuchen, dann tun wir das immer geräuschvoll. Und gewöhnlich ist es so, dass eine bloße Untersuchung den Ärger sogar dann beendet, wenn wir keine wirklich zutreffenden Daten herausfinden. … Offene Untersuchung durch eine externe Detektei von jemandem oder etwas, der oder das uns angreift, sollte öfter getan werden. Und pfeifen Sie auf die Kosten. Es ist sehr wirkungsvoll. … Im Grund wirken Klagen am besten als Drohung.“

Ende 1984 gründete Scientology die IRS Whistleblowers (IRS-Verpfeifer), die jede Unregelmäßigkeit der Behörde aufgriff – und sie vor Gericht brachte.

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Douglas Frantz schrieb 1997 in der New York Times: „Nach außen hin war dies eine von vielen unabhängigen Gruppen, die Insidern Unterstützung gewährten, die Korruptionsgeschichten des IRS öffentlich machen wollten. Stacy B. Young, eine ehemalige hochrangige Mitarbeiterin von Scientology bis 1989, sagte später aus, dass sie bei der Planung dieser Vereinigung geholfen habe und es sich dabei um einen Teil des Kampfes von Scientology gegen den IRS gehandelt habe. Im Jahre 1984 war Ms. Young Redakteurin der ,Kirchenzeitschrift‘ Freedom.

,Der IRS gewährte Scientology keine Steuerbefreiung, deshalb wurde er als ganz besonderer Feind betrachtet‘, sagte Ms. Young. ,Was man mit einem Feind zu tun hat, ist ihn zu verfolgen, ihn zu belästigen und einzuschüchtern und sich darum zu bemühen, die angenommenen Verbrechen aufzudecken, bis er bereit ist, mit Ihnen ihr Spiel zu spielen. Die ganze Idee war, eine Koalition zu schaffen, die der verlängerte Arm von Scientology war, so dass einfach mehr Glaubwürdigkeit bestand.‘ Ms. Young führte weiter aus, dass sie Paul J. Des Fosses, einen ehemaligen Mitarbeiter des IRS, der sich gegen die Behörde ausgesprochen hatte, angeworben habe, um ihn als Präsident der Gruppe einzusetzen.

Des Fosses bestätigte, dass Scientology beträchtliche finanzielle Mittel bereitgestellt habe, bestritt aber, dass [Scientology] die Vereinigung geschaffen oder geführt habe. ,Wir bekamen Unterstützung von vielen kirchlichen Gruppierungen, einschließlich der Church of Scientology‘, sagte er in einem Interview.

Der größte Erfolg der Gruppe gelang 1989, als eine Kongressanhörung über die Verfehlungen von IRS-Mitarbeitern erreicht wurde. Durch öffentliche Aufzeichnungen sowie bekannt gewordene Akteninhalte des IRS legte die Vereinigung dar, dass ein Supervisor in Los Angeles sowie einige seiner Kollegen Liegenschaften von einer Firma gekauft hatten, die von der Behörde gerade überprüft wurde. Bald nach den Käufen wurden die Buchprüfungen eingestellt und die Firma musste kein Geld zahlen. Kendrik L. Moxon, langjähriger Anwalt von Scientology, bestätigte, dass die Vereinigung vom Magazin Freedom gegründet worden war. Er sagte, dass ihre Arbeit absolut bekannt und ein Teil der Kampagne von Scientology und anderer war, um die IRS zu reformieren.

Der Krieg von [Scientology] hatte auch noch eine andere Seite, auf der Privatdetektive agierten. … Bei der Beschreibung seiner Arbeit für Scientology in einer Serie von Interviews für die New York Times sagte Michael L. Shomers, dass er und sein Boss, Thomas Krywucki, in den Jahren 1990 und 1991 etwa 18 Monate für [Scientology] gearbeitet hätten. Nach seinen Erzählungen arbeitete er von seinem Büro in Maryland aus und begann eine verdeckte Operation, indem er sich in den Washingtoner Nachrichtenbüros als Reporter ausgab, der Informationen über Kritiker sammelte. Er sagte auch, dass er Konferenzen des IRS unterwandert habe, um Informationen über Mitarbeiter zu sammeln, die möglicherweise Meetings geschwänzt, zu viel getrunken oder Affären gehabt hatten. ,Ich suchte nach wunden Punkten‘, sagte Shomers und gab zu, dass er Informationen über höhere Beamte, die offenbar zu viel tranken, an Scientology weitergegeben hatte. Ebenso habe er bei einer Konferenz einmal für mehrere Stunden eine weibliche Mitarbeiterin des IRS in einer Bar umworben, um dann ihren Namen und die persönlichen Informationen an Scientology weiterzugeben. …

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Kendrik L. Moxon …

Moxon, der Anwalt von Scientology, erklärte, dass der IRS sich sehr wohl bewusst war, dass [Scientology] Privatdetektive benutzte, um die Missstände in der Behörde aufzudecken. Moxon bestritt nicht, Shomers engagiert zu haben, sagte aber auch, dass die Aktivitäten, wie sie Shomers der New York Times beschrieben hatte, legal und richtig waren. Moxon und andere Anwälte [von Scientology] erklärten, dass es notwendig war, private Ermittler zu benutzen, um den Lügen dieser ‚staatlichen Gauner‘ entgegentreten zu können.“

Insgesamt resultierten die „Bemühungen“ von Scientology bzw. der IRS Whistleblowers in mehr als 2.500 Klagen vor US-Gerichten – unabhängig der Belästigung einzelner IRS-Mitarbeiter durch Privatdetektive.

Letztendlich lenkte der Internal Revenue Service ein – Scientology hatte mit seinem Druck durch Privatdetektive und Tausender Klagen sein Ziel erreicht. Douglas Frantz in der New York Times: „Scientology machte die erste Geste für eine Waffenruhe, indem Miscavige, der Führer [von Scientology], durch einen unangekündigten Besuch beim Präsidenten des IRS, Fred Goldberg, der Angelegenheit eine Kehrtwende gab. … Miscavige gewährte keine Interviews, aber Rathbun (die rechte Hand von Miscavige – Anm.) sagte, dass das Treffen mit Goldberg für [Scientology] eine Gelegenheit war, ein Angebot zu machen, um die langen Auseinandersetzungen mit der Behörde zu beenden, einschließlich der Klagen gegen den IRS – im Tausch gegen die Steuerbefreiung, die nach Vorstellung von Scientology verdient wäre. …

Ein ehemaliger leitender Mitarbeiter in der Abteilung für Steuerbefreiung des IRS enthüllte erstmals die Existenz des Schlichtungsausschusses in einer Fachzeitschrift, nachdem die Vereinbarung bekannt gegeben worden war. In einem Interview erklärte er, dass das Einsetzen dieses Ausschusses die Entscheidung fast schon vorweg genommen hatte: ,Wenn der IRS einmal entschieden hat, eine solche außergewöhnliche Gruppe zu installieren, dann waren die Dinge für den Deal schon am Laufen …‘.

Nicht einmal eine aktuelle Gerichtsentscheidung zu Gunsten des IRS konnte die Gespräche beeinträchtigen: Zur Halbzeit der Verhandlungen, im Juni 1992, hatte das US-Berufungsgericht bekannt gegeben, dass die ursprüngliche Entscheidung des IRS, der Church of Spiritual Technology die Steuerbefreiung zu verweigern, zu Recht erfolgt war. Diese Entscheidung unterstrich die seit langem bestehende Vermutung der Behörde über die kommerzielle Natur von Scientology. …

Im August 1993 kam es zwischen beiden Seiten zu einer Vereinbarung. [Scientology] sollte die ersehnte Steuerbefreiung für jegliches Unternehmen von Scientology im Land erhalten, die gerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem IRS und seinen Mitarbeitern waren somit beendet. Man ging jedoch noch einen Schritt weiter. Die Unternehmen von Scientology wurden aufgefordert, neue Anträge auf Steuerbefreiung einzureichen, die dann von den zuständigen Behörden neu zu bewerten waren. …

Die Vereinbarung wurde am 13. Oktober 1993 verkündet. Der IRS lehnte es ab, irgend etwas davon öffentlich zu machen, einschließlich der Frage, ob die Kirche irgendwelche Steuerrückzahlungen geleistet habe. Der IRS lehnte es auch ab, die gesetzlichen Bestimmungen, die hinter einer der größten Kehrtwendungen in der Steuergeschichte standen, zu diskutieren.“

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Im Leitartikel Scientology und der IRS einigen sich auf 12.5 Millionen Dollar des Wall Street Journal vom 30. Dezember 1997 heißt es unter anderem: „Des Weiteren stimmte [Scientology] zu, Tausende von Klagen im ganzen Land gegen den IRS zurückzuziehen und damit aufzuhören, Personen oder Gruppen zu unterstützen, diese Behörde aufgrund von Behauptungen zu verklagen, die noch vor dem 1. Oktober 1993 liegen, dem Datum der gemeinsamen Vereinbarung. …

,Der IRS entscheidet normalerweise selbstständig die Steuerfragen‘ sagte Robert Fink, ein New Yorker Steueranwalt, der die Vereinbarung überprüfte. Was der IRS wollte, war sich den Frieden von den Scientologen erkaufen. Das hat es noch nie gegeben, dass der IRS den Frieden kaufen wollte.“

Soweit die bekannten Fakten.

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In seiner Siegesrede am 8. Oktober 1993 erwähnte David Miscavige u.a. eine IRS-Konferenz, die sich mit der „Endlösung für Scientology“ beschäftigt haben soll- und dass er über die Aufzeichnung dieser Konferenz verfügt. Man kann also davon ausgehen, dass der Internal Revenue Service im Rahmen des Snow White Programs abgehört worden ist.

Das Snow White Program war von L. Ron Hubbard in der geheimen Guardian Order 732 im Jahr 1973 festgelegt worden und beinhaltete, dass alle Länder bzw. Institutionen unterwandert werden sollten, die Nachteiliges über ihn oder Scientology in ihren Akten hatten. Aufgelistet waren die Länder Algerien, Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Griechenland, Holland, Italien, Marokko, Österreich, Portugal, Schweden, Spanien, Tunesien, die USA und Institutionen wie z.B. die Europäische Kommission, die Vereinten Nationen, Interpol, der Internal Revenue Service.

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Mary Sue Hubbard bei ihrer Verhaftung …

Insgesamt waren über 100 Regierungsstellen unterwandert worden. Im Oktober 1979 wurden elf Scientologen, unter ihnen Mary Sue Hubbard, die Ehefrau des Scientology-Führers, wegen Verschwörung gegen die Regierung zu Haftstrafen zwischen zwei und sechs Jahre verurteilt.

Anfang der 80er-Jahre wurde das Guardian Office aufgelöst und als Office of Special Affairs (OSA) wieder aus der Taufe gehoben.

Das unter Verschluss gehaltene „Agreement“ zwischen dem Internal Revenue Service (IRS) und Scientology aus dem Jahr 1993, das vom Wall Street Journal im Jahr 1997 veröffentlicht wurde …

Eine deutsche Übersetzung …

Die Verfassungsschutzbehörde in Baden-Württemberg erstellte eine Zusammenfassung des Scientology-Events:

David Miscavige begann seine Ausführungen mit dem Jahr 1950, dem Jahr, in dem das Buch DIANETIK von L. Ron Hubbard veröffentlicht wurde. Er ließ keine der schon von Hubbard gepflegten „Verschwörungstheorien“ aus und begann mit den angeblichen Angriffen der „Psychs“ (Psychiater), die laut Hubbard äußerst besorgt über die Veröffentlichung von DIANETIK gewesen seien, da es eine sehr starke Popularität erreicht hätte. Unter anderem beschreibt Miscavige die Angriffe der „Psychs“ und der angeblichen „Mitverschwörer“, des IRS [Internal Revenue Service], mit folgenden Worten: „…In früheren Tagen haben die Römer die Christen den Löwen vorgeworfen. Nun, die Pychs bedienten sich der modernen Methoden, der Inquisition des 20. Jahrhunderts. Die Kreaturen der Nacht. Sehr richtig, die Vampire. Und keine kleinen Vampire, sondern die, die das Blut des ganzen Landes aufsaugen und so kamen die Schurken dieses Plans auf die Szene – der Internal Revenue Service.“

Die Theorie, dass die Psychiater die gesamten Schwierigkeiten zwischen SO [Scientology-Organisation] und IRS heraufbeschworen hätten, zieht sich wie ein roter Faden durch die Rede von Miscavige.

Miscavige kam auch auf „falsche Berichte“ zu sprechen, die erstellt und weltweit verteilt worden seien:

„Sie haben von den falschen Berichten gehört, die in die ganze Welt verteilt wurden. Und oft haben wir darüber geredet, dass es Interpol war, das diese Berichte ins Ausland gebracht hat. Aber es war immer der IRS, der diese Berichte erstellt und umgehend verschickt hat. Vergessen Sie nicht – der IRS hat der Kirche keinerlei Vergehen nachweisen können. Sie wollten uns lediglich dran kriegen.

Also mussten sie auf reine Lügen zurückgreifen. Sie übernahmen eine Technik ihres Mentors Adolf Hitler aus dessen Buch ,Mein Kampf‘, wo folgende Theorie beschrieben wird: ,Je größer die Lüge – um so einfacher wird sie geglaubt werden.‘“

Dies ist nicht die einzige Passage, in der Miscavige den IRS in die Nähe nationalsozialistischer Verhaltens- bzw. Denkweisen rückt. Ebenso greift er den ehemaligen US-Präsidenten Nixon an, der nach seinen Worten die SO an die erste Stelle auf einer internen „Feindliste“ gesetzt hatte.

„Mit Nixon, der mit Schande von seinem Präsidentenamt zurücktreten musste, begannen die Probleme des IRS mit Scientology zuzunehmen. Sie hatten die Kirche mit dem Zweck angegriffen, sie auf Jahrzehnte zu zerstören. Doch Scientology ist gewachsen. Und der IRS begann auf der gesetzlichen Seite zu verlieren. Sie hatten den Fall der Steuerbefreiung gegen die Founding Church im technischen Sinne gewonnen, aber der Gewinn war von kurzer Dauer, da diese Kirche schon vor langer Zeit aufgehört hatte, die Mutterkirche zu sein und die Hoffnung auf Zerstörung von Scientology erfüllte sich nicht. Deshalb erarbeiteten sie eine neue Strategie. Im Jahre 1974 berief der IRS eine Versammlung mit seinen Führungskräften ein. Es war ,die Endlösungs-Konferenz in Sachen Scientology‘“.

Wenn auch nicht direkt ausgesprochen, so ist die Anspielung auf die Wannsee-Konferenz im April 1943, wo es um die „Endlösung der Judenfrage“ ging, nicht zu überhören.

Miscavige betont: „Nun, wir haben die Minuten dieses Zusammentreffens, die ganz klar zeigen, wie schlecht ihre Motive waren. Agenten des IRS und Anwälte saßen zusammen und berieten verschwörerisch, wie das Problem Scientology zu lösen wäre.“

Dass es sich hier um eine illegale Abhöraktion des GO [Guardians Office] gehandelt hatte, die später auch juristische Folgen hatte, erwähnte Miscavige nicht. Er versuchte somit, Scientology als ein unschuldiges Opfer des IRS darzustellen, das sich nur zur Wehr gesetzt habe.

Im weiteren Verlauf beklagte Miscavige, dass der IRS nach der Entfernung des GO und der folgenden Umorganisation von SO keinerlei Interesse und Gesprächsbereitschaft zeigte. Den Grund dafür sah er in dem Umstand, dass mit der Auflösung des GO auch Undercover-Agenten des IRS aus der Organisation entfernt wurden. Danach ging Miscavige sehr detailliert auf die „Angriffe“ des IRS ein, und beschuldigte ihn übelster Machenschaften, deren Ziel es gewesen sei, die „Kirche“ zu vernichten. Aber auch Presse und Richter wurden angegriffen: „Unsere Kirchenmitarbeiter und Anwälte kämpften schwer vor Gericht und es war ihnen möglich, Anhörungen bei den Richtern im ganzen Land zu bekommen und die ganze illegale Aktion des IRS zu erklären. Dort standen wir Anfang 1991. Scientologen waren von allen Seiten belästigt worden und all unsere Hoffnungen richteten sich auf das Rechtssystem, während Richter im ganzen Land unsere Bemühungen betrachteten, diese hinterhältigen und gemeinen Angriffe zu stoppen. Und gerade als es danach aussah, dass es eine faire Sache werden würde, erschien das ,Time Magazine‘ [Miscavige meint die Titelgeschichte von Richard Behar] an den Zeitungsständen. Es war wenige Wochen später, dass wir herausfanden, dass ein Richter in unserem Fall das Titelbild eingerahmt und in seinem Zimmer aufgehängt hatte. Und dass der Anwalt des IRS, der die Angriffe gegen Scientology koordinierte, mit dem selben Richter Tennis spielte. Und obwohl wir nicht wissen konnten, wer das Tennismatch gewinnen wird, Sie können sicher sein: es war nicht die Church of Scientology!“

Miscavige sparte nicht mit drastischen Formulierungen, um die Angriffe der Steuerbehörde und den Druck auf seine Organisation darzustellen, z.B. „…Eine Schlacht auf Leben und Tod tobte jeden Tag…“ oder „…Der IRS hatte diesen Krieg so persönlich werden lassen, dass es ganz einfach gefährlich geworden war, ein Scientologe zu sein.“ Natürlich fällt kein Wort darüber, in welcher Weise der IRS und seine Mitarbeiter von Scientology behandelt worden waren.

Danach kam Miscavige auf Oktober 1991 zu sprechen und schilderte das „Treffen“ mit dem Präsidenten des IRS. Das Ziel, die Steuerbefreiung, sei erreicht: „Das Ausmaß ist größer, als Sie sich vorstellen können. Und es dürfte einige Zeit dauern, sich dies zu vergegenwärtigen. Mir geht es bis jetzt noch so! Es war ein langer und harter Krieg – in der Tat beispiellos – aber er ist vorbei! Der bemerkenswerteste Punkt ist, dass die Scientology Organisationen ihre Anerkennung als bona-fide erhalten haben und somit die Qualifizierung zur Steuerbefreiung im vollen Ausmaß des Gesetzes. Was genau bedeutet das? Zuerst, es gibt keine außergewöhnliche Steuerschätzung mehr von Seiten des IRS gegen Scientology oder irgendeine mit ihr verbundene Einrichtung in den Vereinigten Staaten. Das ist vorbei. Dies bedeutet auch, dass alle Scientology Organisationen als nicht gewinnorientiert angesehen werden und somit in den vollen Genuss der Steuerbefreiung kommen. Das ist richtig – jede einzelne von ihnen. Es gibt viele nicht religiöse Gruppen, die wir finanzieren – welche LRHs Tech anwenden, um die Gesellschaft zu verbessern wie in den Bereichen Drogenrehabilitation, Lernen, Resozialisierung von Kriminellen und Verbesserung der Moral. All diese Gruppen haben die volle Anerkennung zur Steuerbefreiung!“

Später beschrieb Miscavige, wie er sich die Zukunft für Scientology in Europa vorstellt: „Und was gibt es bezüglich all der Kämpfe und Kriege, die in Übersee noch geführt werden – viele von ihnen entstanden durch die gefälschten Berichte des IRS. Nun, von dieser Front gibt es auch gute Neuigkeiten. Um damit anzufangen, werden wir keine Zeit verschwenden, die neuen Nachrichten über unseren Durchbruch im gesamten Ausland bekannt zu machen. Solche Kämpfe sind von unterdrückerischen Regierungen durchgeführt worden, die lediglich den IRS zitiert haben. Die Linie war: ,Sie sind eine amerikanische Religion. Wenn der IRS sie nicht anerkennt, warum sollten wir es?‘ Die Antwort ist: ,Sie haben es gemacht. Und jetzt sollten Sie es auch machen!‘

Keine Fehler machen – es gibt noch viel Arbeit, die getan werden muss an dieserFront. Aber wir haben den ersten Schritt gemacht, um den Sieg gegen den IRS zu benutzen, um den Rest der Kämpfe zu Ende zu bringen. Was ist bezüglich all der falschen Berichte, die ich heute Abend erwähnt habe? Wir sind nun in ihrem Besitz und werden noch mehr Dokumente aus unseren Akten erhalten. Wir werden fleißig daran arbeiten, mit all diesen falschen Berichten aufzuräumen.“

Miscavige verweist auf einen Brief, den der IRS „an jede Regierung in der Welt versenden wird“ und dem ein Tatsachenbericht über Scientology beigelegt werden würde, den die SO selbst geschrieben habe.

Am Ende seiner Rede lenkte MISCAVIGE überraschend ein und fand moderatere Worte für den IRS: „…Aber nicht jeder im IRS ist unterdrückerisch. In der Tat, im Lauf der Jahre fand sich schließlich ein Team zusammen, um die Sache mit uns zu lösen. Solche, die krank und müde waren von dem Krieg und die mutig genug waren, dafür einzutreten, was das Recht war. (…)

Was ich Ihnen zu verstehen geben will, ist – wir haben nicht nur die Befreiung erhalten, wir haben einen Krieg beendet. Wir wollten alle Konflikte beenden, um einen neuen Anfang zu haben – um jeden möglichen zukünftigen Konflikt, den SPs beginnen können, zu vermeiden. Dies brauchte Zeit. Dies brauchte eine Menge Arbeit. Es endete mit einem Friedensvertrag. Ich habe Ihnen davon eine Kopie mitgebracht, um es Ihnen zeigen zu können. Dies zeigt, was es heißt, jeglichen außergewöhnlichen Konflikt mit dem IRS zu lösen.

Dies zeigt, wie groß dieser Krieg war. Ich möchte, dass Sie noch etwas anderes verstehen. Die Macht unserer Gruppe ist größer, als Sie sich vorstellen können. Wenn wir Schulter an Schulter stehen, gibt es nichts, was wir nicht erreichen können.“

Miscavige behauptete, dass der einstige Feind – der IRS – und Scientology sich nun als Freunde sehen würden und das Thema damit abgeschlossen sei: „…Kommen wir also nicht mehr auf das Thema zu sprechen. Es ist jetzt Zeit in die Zukunft zu gehen.(…) Es sollte als der Beginn einer unserer größten Expansionen gesehen werden.“

Miscavige beendete seine Rede mit folgenden Worten: „…und ich erkläre eine Generalamnestie für alle Scientologen. Ausgenommen sind unterdrückerische Handlungen; alle anderen Vergehen, die begangen wurden, sind vergeben. Genaue Details dieser Amnestie werden Ihnen zur Verfügung gestellt werden. Machen Sie es sich zu Nutze. Die Zukunft ist unser.“

Hier noch das englische Transkript von Dave Touretzky …