Der Prozess, den Scientology gegen mich führte, zog sich zwar über einige Zeit hin, ich möchte aber nur die Eckpunkte beleuchten. Wobei ich den Anwalt, der mich vertreten hatte, besonders herausstreichen möchte: Dr. Johannes Öhlböck. Ein Spitzenanwalt, ohne den ich es nicht geschafft hätte. Hinzuzufügen wären natürlich auch all jene Spender, die mich unterstützten. Man kann sagen: Öhlböck und meine Supporter!

Das Ganze begann im Sommer 2012 mit einer Unterlassungserklärung, die ich nicht unterzeichnete und die auch vom Gericht verworfen wurde. Danach verklagte mich die Psychotruppe, Streitwert: 31.000,- Euro, beim Zivilgericht

Bei der ersten Verhandlung einigte ich mich mit Scientology auf einen Vergleich, den man als Niederlage von Scientology sehen kann: Diese bezahlten sämtliche Kosten – ihre eigenen und meine in der Höhe von über 6.000 Euro – und ich verpflichtete mich lediglich, Namen, Positionen und E-Mailadressen zu schwärzen. Was ich gerne tat, da ich danach die E-Mails sozusagen mit ausdrücklicher Zustimmung von Scientology veröffentlichen durfte.

Das Medienecho war den Damen und Herrn des Office of Special Affairs aber dann sicher nicht recht – hier einige Beispiele …

Blog Geheimdienst 11 Der Standard

Den kompletten Artikel finden Sie hier und hier, was der Wiener Falter schrieb …

Blog Geheimdienst 11 Falter

Und hier noch eine weitere Auswahl der Pressestimmen …

Was mich vor Gericht zu diesem Vergleich motiviert hat, ist in zwei Gründen zu suchen: Erstens im Sprichwort „Vor Gericht und auf hoher See bist du in Gottes Hand!“ und zweitens in derStrafanzeige, die Scientology bei der Staatsanwaltschaft Wien gestellt hatte und die gleichzeitig ablief.

Von der Staatsanwaltschaft wollte Scientology u.a. eine Hausdurchsuchung und ähnlich nette Dinge und lieferte „Beweise“ aller Art – und insofern ist es mehr als aufschlussreich, sich von Scientology verklagen zu lassen.

Der Strategie von Scientology/OSA war klar: Man wollte mich als geheimen Anführer von Anonymous darstellen und lieferte die angesprochenen „Beweise“.

In einer OSA-Beilage wurde ein Dossier beigefügt, dass die führenden Köpfe von Anonymous zeigen soll – ich nehme einmal an, dass OSA dieses von einem deutschen Privatdetektiv erhalten hat. Da wurden Adressen, Telefonnummern usw. aufgelistet und der Eindruck erweckt, dass die Spur zu mir führte …

Blog Geheimdienst 11 Angebliche Verbindungen zu Anonymous 2

Blog Geheimdienst 11 Angebliche Verbindungen zu Anonymous 3

Blog Geheimdienst 11 Angebliche Verbindungen zu Anonymous 4

Und als PDF: Angebliche Kontakte zu Anonymous

Auffallend ist dabei, dass weder Scientology/OSA noch deren „Ermittler“ das Konzept Anonymous verstanden haben: So etwas wie Anonymous gibt es nicht bzw. jeder ist Anonymous, der sich Anonymous nennt. Die Pappnasen erwarteten eine hierarchisch angeordnete Organisation und negierten, dass Anonymous in diesem Fall nur im Project Chanology aktiv wurde. Aber das übersteigt den Horizont der Herrschaften.

Ich für meinen Teil möchte sagen, dass ich Anonymous bzw. deren Project Chanology mehr als nur dankbar bin und auf die monatlichen Demonstrationen in Wien, die ein Jahr währten, stolz bin …

Die Staatsanwaltschaft Wien sah es ähnlich und stellte die strafrechtlichen Ermittlungen gegen mich ein, obwohl es die „Beweise“, die OSA präsentierte, wirklich in sich hatten. 😉 Da wurde u.a. ein Massen-E-Mail präsentiert, in dem ein Assasin Team  ihren Obolus einforderte und das von OSA prompt an den Verfassungsschutz weitergeleitet wurde – dass ich dahinterstecken musste lag gemäß deren Logik natürlich auf der Hand.

Hier das E-Mail …

Blog Geheimdienst 11 Assassins

Und als PDF: The Assassins

Es gab auch noch andere „Belege“, die präsentiert wurden: Man bat einen der „Religionswissenschaftler“, die auf der Seite von Scientology agieren, um Stellungnahme …

Blog Geheimdienst 11 Peter Schulte FOREF

Der Sozialwissenschaftler Dr. Peter Schulte (Foto) war bis Ende 2010 der Sektenreferent in Tirol, bevor man ihn vor die Tür setzte – wie er selbst in einer Presseaussendung treffend feststellte: „Ich wurde entsorgt“. Er hatte in den Jahren davor, gelinde ausgedrückt, immer wieder durch sehr eigenwillige Betrachtungsweisen auf sich aufmerksam gemacht und so war es wenig verwunderlich, dass Scientology/OSA ihn um eine Stellungnahme zu meiner Person bat, die dann als Anlage M bei Gericht eingereicht wurde …

Und als PDF: Anlage M Scientology-Anfrage Dr. Peter Schulte

Womit ich beim nächsten Block angelangt wäre: Scientology/OSA „sammelt“ Religionswissenschaftler, denen allen eines gemeinsam ist: Sie sehen Scientology als Religion bzw. als Neue Religiöse Bewegung.

Mehr dazu im nächsten Blog – in der Zwischenzeit eine sehr gute TV-Dokumentation der Wiener Ereignisse rund um meinen Prozess, die geleakten E-Mails usw. …

Fotos: Blade & Soul, FOREF